20140629

Daily Inspiration/Alltagsinspiration


Quäker-Kon-Tiki: ein ungewöhnliches Reise-Projekt

Freunde des historischen Reenactment kommen hier voll auf Ihre Kosten:

Horst Schiffer, ein engagierter Hobby-Historiker, möchte das Schiff nachbauen, mit dem einst Quäker und Mennoniten aus Deutschland nach Amerika auswanderten. Es war 1683: damals verließen 13 Familien aus Krefeld ihre Heimat. Die Emigranten flohen vor religiöser Verfolgung und suchten Rettung im Quäker-Staat Pennsylvania, wo William Penn und Franz Daniel Pastorius die deutschen Flüchtlinge unterstützten.

                    Source: wikimedia


„Vermutlich starteten sie ihre Reise in Uerdingen, folgten dem Rhein bis Rotterdam und fuhren rüber nach England“, vermutet Horst Schiffer. Dann segelten sie über sechs Wochen auf dem Schiff „Concord“. Es war eine Galeone von etwa 40 Metern. 57 Passagiere und 40 Matrosen lebten hier über Wochen dicht gedrängt zusammen. Am 6. Oktober 1683 legte das Schiff in Philadelphia am Delaware-Fluß an. Die 13 Familien, die auch die „Original 13“ genannt werden, bauten in Amerika die Siedlung „Germantown“ mit auf - heute einer der besseren Stadtteile von Philadelphia.

Schiffer möchte nun diese Galeone nachbauen und mit in See stechen. Das soll im Jahre 2016 sein, wenn sich das historische Ereignis zum 333. Male jährt.

Es sind noch Plätze frei.


Veranstaltungshinweis: Quäker und Bahá’í (18.07.2014)

Quäker und Bahá’í haben vieles gemeinsam, und viele Jahre war ein führender Bahá’í regelmäßig bei den Berliner Quäkern zu Gast. Vom 17. bis 20. Juni wird jetzt das 12. deutschdsprachige Irfán-Forum im Tambach-Seminar-Center im fränkischen Tambach-Dietharz abgehalten. 

Am Freitag, 18.07.2014, hält Tobias Vetter um 9:15 folgenden Vortrag:

Quäker und Bahá’í: Eine vergleichende religionssoziologische Studie. 

(mit anschließender Diskussion). Hier mehr dazu.

Heaven can wait? Warten – eine zentrales Wesensmerkmal des Christentums

Ben Pink Dandelion, einen ehemaligen britischen Punk und heute international angesehener Quäkerforscher, habe ich vor über zehn Jahren erstmals in den USA getroffen. Später habe ich in Woodbrooke (England) mehrere Kurse bei Ben besucht und bin seitdem mit ihm befreundet. Nun endlich haben auch diejenigen eine Chance, von dem Wissen von Ben Pink Dandelion zu profitieren, die nicht die Chance haben, (relativ teure) Kurse in den USA oder England zu besuchen. Und das in deutscher Sprache!

Es handelt sich um den erster Teil eines Vortrages, der 2013 anlässlich der Jahresversammlung der kanadischen Quäker in Kemptville (Ontario) gehalten wurde. Othmar F. Arnold hat ihn dankenswerter Weise übersetzt. In Auszügen wäre der Vortrag sicher etwas für die deutsche Zeitschrift „Quäker“. 
Das Zentrale am Christentum sei, nach Dandelion, das Warten: Warten auf Christus, Warten auf das Ende der Zeit, Warten auf die zweite Wiederkehr (dazu vor allem „Heaven on Earth: Quakers and the second coming“ von Doug Gwyn). So gebe es eine göttliche Zeit und eine menschliche Zeit. Zwischen beiden gibt es Übergänge und Schnittstellen: zunächst im Tod und Auferstehung von Christus, dann auch in der Erlösung jedes Menschen, der im unmittelbaren Kontakt mit Gott die Aufhebung der menschlichen (irdischen) Zeit erlebe. Neben dieser individuellen Verwandlung gibt es auch eine Transformation der gesamten Schöpfung am Ende aller Zeiten. Auch dann werde die Trennung zwischen Mensch und Gott überwunden sein (Jer. XXXI, 31-34). Einen Vorgeschmack, eine Ahnung oder ein Voraussehen sei bereits heute möglich. Gleichzeitig kommt man jedoch um weiteres Warten nicht umhin, ohne den Glauben zu verlieren, und dies ist, nach Dandelion, eine zentrale Herausforderung des Christentums.

Yotin Tiewtrakul: zu Gast bei den Quäkern in Hamburg

Yotin Tiewtrakul (geb. 1975) ist Musiker und lebt im Ansverus-Haus (Aumühle), einem Exerzitienhaus in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Sein besonderes Interesse sind unterschiedliche Formen der Stille, in christlichen wie nichtchristlichen Religionsgemeinschaften. Von daher lag es nahe, sich auch einmal mit den Quäkern zu beschäftigen, die Stille ja zu einem zentralen Element ihrer Andachtsform gemacht haben. Tiewtrakuls verfasste im Januar 2014 einen kurzen Bericht über seinen Besuch des Quäker-Gottesdienstes in Hamburg-Barmbek, wo die Quäker sich zweimonatlich treffen.

"What does George Fox say?": Video erklärt Quäker-Theologie

Die Quäker sind allgemein weniger in den „sozialen“ Netzwerken präsent, sondern setzten eher auf „reale“ zwischenmenschliche Begegnungen und Beziehungen. Untypisch ist daher der Erfolg eines kurzen Videos, in dem Theologie unkonventionell vor allem jüngeren Zeitgenossen vermittelt wird. Es hat den Titel „What does the Fox say?“ und stammt von dem Mediendesigner und Quäker Ben Guaraldi, in Anlehnung an einen Song des norwegischen Entertainerduos "Ylvis". Die meisten Mitwirkenden und Sänger sind „echte“ Quäker, auch wenn in manchen Passagen sich die Quäker eher als Shaker präsentieren!


Sein Video zeigt erst eine kurze Quäker-Andacht und parodiert dann eine ganze Anzahl von echten und angedichteten Zitaten des Quäkertum-Gründers George Fox aus dem 17. Jahrhundert – in moderner You-tube-Form für das 21. Jahrhundert: „Jesus sagte dies, die Apostel sagten das, aber was kannst du sagen?“ oder „Der Herr wohnt nicht in diesen menschen-gemachten Gebäuden, sondern in unseren Herzen“. So wird dann über die Jahrhunderte die Geschichte der Quäker erzählt – genial.

Maximilian Strnad: Stigma „jüdisch versippt“ – In Mischehe verfolgte Familien 1933-1949

Derzeit werden über Quäker in Deutschland so viele Dissertationen und Habilitationen wie nie zuvor verfasst. Woher dieses neue Interesse herrührt und was man davon erwarten darf, soll an anderer Stelle erörtert werden. Hier möchte ich lediglich an eine neu entstehende Studie mit Quäker-Bezug in München hinweisen, die den Titel „Stigma 'jüdisch versippt' – In Mischehe verfolgte Familien 1933-1949“ trägt. 

Die Studie wird von Maximilian Strnad am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München verfasst, gefördert von der Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn, und durch das Leo Baeck Fellowship Programme for PhD Candidates.
Sie ist weniger an institutionellen Fragen ausgerichtet oder an den andernorts bereits beschriebenen generellen Hilfsmaßnahmen; vielmehr geht es Strnad vor allem um Betreuungsakten und Korrespondenzen mit Betreuten, aus denen sich persönliche Dinge herauslesen lassen, also wie sich die Verfolgung auf das Leben der Betroffenen Frauen, Männern und Kindern auswirkte und wie diese dann darauf reagierten. Neben der Verfolgungszeit geht es in der anspruchsvollen Arbeit insbesondere um die Betreuung der ehemals Rasseverfolgten nichtjüdischen Glaubens nach 1945. Die Quäker haben auch über 1945 hinaus wieder mit dem Büro Grüber und dem Hilfswerk von Margarete Sommer zusammengearbeitet, was bislang kaum erforscht ist.