20130406

Rudolf Cohen: ein Kämpfer gegen Diskriminierung

Jetzt bald, am 1. Mai 2013, wird nach langen Vorarbeiten ein Buch über das Münchner Quäker-Ehepaar Cohen erscheinen. Zwischen November 1938 bis Dezember 1941 suchten mehr als 300 Mitbürger jüdischer Herkunft Hilfe bei Rudolf und Annemarie Cohen. Das Ehepaar galt als die Münchner Anlaufstelle der Quäker. So gelang es den Cohens, rund 200 Menschen zu retten, indem sie Kontakte vermittelten, bei der Ausreise halfen und finanzielle Unterstützung organisierten. Die von dem Bibliotheksdirektor a.D. und emeritierten Professor für Bibliothekswissenschaft Peter Zahn (geb. 1936) Studie hat anhand von Besuchsprotokollen 326 Einzelschicksale aufgearbeitet, hinter denen mehr als 1.000 Angehörige stehen. Diese Biographien sind eine wahre Fundgrube für weitere Studien und umfassendere Fragestellungen zum Handeln der Quäker im bzw. gegen das Dritte Reich.

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Oldenbourg Wissenschaftsverlag (1. Mai 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3486717324
ISBN-13: 978-3486717327


Ebenso interessant ist das Schicksal eines anderen Rudolf Cohen (Sohn?) nach 1945. Nämlich 1953 wurde diesem (in Bayern) tatsächlich untersagt, Lehrer zu werden. Die Begründung lag keineswegs an einem nicht vorhandenen Vorstrafenregister, sondern an der schlichten Tatsache, dass Cohen Mitglied bei den Quäkern war. Bis heute hat sich an diesen Berufsdiskriminierungen nicht viel geändert: Quäker dürfen nicht bei der Caritas oder der Diakonie arbeiten (dazu könnte ich Haarsträubendes aus eigener Erfahrung schreiben), dürfen aber mit ihren Steuergeldern diese Einrichtungen gerne mitfinanzieren. Insofern sehe ich Cohen als Pionier der Antidiskriminierung – er sollte in der DJV und darüber hinaus nicht vergessen sein.

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