Über diese Veröffentlichung freue ich mich ganz besonders, da ich viel Arbeit
(und Kosten) in diesen Text zu Quäkern und Juden in den Jahren 1933 bis 1945
investiert habe. Mehrmals war es notwendig geworden, Details im Londoner
Quäkerarchiv vor Ort zu klären. Die Vorarbeiten gehen bis auf das Jahr 2004
zurück, und durch verschiedene Umstände und Schwierigkeiten konnte der Band erst
jetzt endlich gedruckt werden:
„Ja-sagen zum Judentum“ – Die Quäker und ihr Verhalten gegenüber den Juden in
Deutschland von 1933 bis 1945, in: Daniel Heinz (Hrsg.): Freikirchen und Juden
im „Dritten Reich“. Instrumentalisierte Heilsgeschichte, antisemitische
Vorurteile und verdrängte Schuld, Göttingen 2011, S. 34-65 (Kirche – Konfession
– Religion, 54).
343 Seiten, gebunden, € 49,90 D
/ € 51,30 A / SFr 69,90 ISBN 978-3-89971-690-0
In meinem Beitrag geht es – kurz gesagt – erst einmal um eine theoretische
Klärung des Verhältnisses von Judentum und Quäkertum überhaupt. Dann geht es im
Einzelnen um die Berliner Quäkergruppe, die schon in den 1920er Jahren Juden
offen gegenüberstand, und um die Wiener Quäkergruppe, wo Juden schließlich nicht
einmal mehr zur Andacht zugelassen wurden.
Vor allem im Vergleich mit anderen in dem Sammelband vertretenen Freikirchen
(Mennoniten, Brüderbewegung, Methodisten, Pfingstbewegung, Baptisten, die
Freie evangelische Gemeinde, die Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche,
die Herrnhuter Brüder, die Siebenten-Tags-Adventisten sowie die Freikirchen
Österreichs) waren die Quäker ein „wahres Licht“, wie es mir gegenüber
einmal der Herausgeber, Dr. Daniel Heinz, ausdrückte. Die Leistungen sind
beeindruckend: ein Erholungsheim im Taunus nahm KZ-Opfer auf, Quäkerschulen in
den Niederlanden retteten vor allem jüdische Kinder aus Deutschland (ich gehe
hier aus Platzgründen nur auf Ommen ein, zu der Quäkerschule des Ehepaares
Pollatz folgt später eine eigene Arbeit), umfangreiche Emigrationshilfe wurde
ebenso geleistet wie Unterstützung von jüdischen Häftlingen.
Von dieser legalen Hilfsarbeit von Quäkerorganisationen grenzt sich die Hilfe
ab, die einzelne Quäker leisteten, meist legal, manchmal auch illegal. In diesem
Bereich kann man bezüglich der Hilfe für Juden noch viel Neues entdecken, die
Forschung ist noch lange nicht abgeschlossen.
Mein eigener Beitrag schließt mit einer strukturellen Analyse der inter- und
transnationalen Quäkerorganisationen, ohne deren Gerüst die deutschen Quäker
nicht so erfolgreich hätten tätig werden können. Bedauerlich ist vielleicht nur,
dass schon damals die Quäker eine Art Missionsphobie hatten und mehr im Geheimen
wirken wollten. Hätten die Quäker vor 1933 massiv um Mitglieder geworben und
ihre Ansichten stärker in der Öffentlichkeit vertreten, dann wären
möglicherweise noch mehr Juden gerettet worden.