20120917

Erinnerung an John Fothergill: der Quäker, der das Kaffeetrinken empfahl

300 Jahre ist es her, da wurde John Fothergill geboren (gest. 1780). Er ist noch heute bekannt als ein bedeutender Botaniker und Zoologe. Während seines Lebens hat er auch viel für die Quäkergemeinschaft getan - ich erinnere daran:

Perücke statt Hut: Fothergill, der Botaniker (Source: Wikimedia)

John Fothergill wurde als zweiter Sohn 1712 in Carr-End (Yorkshire, England) geboren, seine Eltern waren die Quäker und Farmer John (1676-1745) und Margaret (geb. Hough, 1677-1719) Fothergill. John Fothergill besuchte die Schulen in Frodsham und Sedbergh in Yorkshire, wo er Latein und Griechisch lernte. Ab 1728 machte er eine sechsjährige Lehre zum Apotheker bei Benjamin Bartlett in Bradford. 1736 zog er nach London und hospitierte am dortigen St. Thomas-Hospital. Zu dieser Zeit hatte er bereits in Edinburgh und Leiden sein medizinisches Studium abgeschlossen und promoviert. 1740 praktizierte er als Arzt in London, nachdem er zuvor Holland, Frankreich und Deutschland bereist hatte. Ärmere Patienten wurden von ihm kostenlos ebenso gut behandelt wie wohlhabende, vor allem während einer Scharlachepidemie 1746 bis 1748 und einer Grippeepidemie 1775/76, als täglich bis zu 60 Erkrankte von Fothergill behandelt wurden. Er erwarb sich einen derart glänzenden Ruf, dass sogar Patienten aus Nordamerika in seine Praxis kamen.
John Fothergill ist vor allem als Wohltäter Londons bekannt. So ermöglichte er es beispielsweise Anthony Purver (1702-1777), 1764 die Bibel neu zu übersetzen und in den Druck zu geben, bekannt als „Quaker Bible“. Die Ackworth Schule wurde von Fothergill 1779 mitbegründet und durch den Ankauf eines leerstehenden Hospitalgebäudes gefördert. Für die Quäker diente er als Schreiber (Vorsitzender) des London Yearly Meeting. Seiner Einstellung als Quäker ist auch die Weigerung geschuldet, für ein Portrait zu sitzen, was er als Eitelkeit empfand. Fothergill hatte auch an der Botanik großes Interesse und korrespondierte darüber mit zahlreichen Gelehrten. Über die Jahre trug er berühmte Sammlungen von Insekten, Muscheln und Korallen zusammen. In Upton nahe Stratford in Essex laborierte er in einem botanischen Anwesen mit Pflanzen aus der ganzen damals bekanten Welt, das er sich als einer der reichsten Ärzte seiner Zeit leisten konnte. Auch politisch trat er in Aktion, vor allem, als er mit Benjamin Franklin (1706-1790) und David Barclay (1726-1772) einen Krieg zwischen England und den amerikanischen Kolonien zu verhindern suchte.
Fothergill erfreute sich einer robusten Natur, die er seiner Lebensführung zuschrieb. Darüber verfasste er „Rules for the preservation of health” (1762), worin sich zahlreiche Ratschläge wiederfinden, die später in der Lebensreform eine große Rolle spielen sollten. Die Autorenschaft ist allerdings nicht vollständig geklärt. Unmittelbar darauf, 1763, wurde er zum Fellow der Royal Society ernannt, nachdem er schon 1754 Fellow des Royal College of Physicians zu Edinburgh geworden war. Ebenso war er ein frühes Mitglied der American Philosophical Society in Philadelphia. In den Sommermonaten kurte Fothergill regelmäßig in Cheshire. Zu seinen heute umstrittenen Ratschlägen gehört das Kaffeetrinken, das auch durch ihn popularisiert wurde. 1780 verstarb Fothergill, der über dreißig Jahre mit seinem Hausmädchen „sister Ann“ zusammenlebte, mit 69 Jahren in der Londoner Harper Street an Prostatakrebs. Er wurde auf dem Friedhof zu Winchmore Hill feierlich bestattet, fast einhundert Kutschen nahmen an diesem öffentlichen Begräbnis teil. Einen Großteil seines Vermögens vermachte er der Ackworth School, seine Bibliothek und Gemäldesammlung wurden 1781 in Covent Garden veräußert. Ihm zu Ehren wurde ein wildwachsender Strauch Nordamerikas, die Zaubernuss, Fothergilla benannt.

(Erstveröffentlichung BBKL, Bd. 31, 2010, Sp. 456-464)

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