300 Jahre ist es her, da wurde John Fothergill geboren (gest. 1780). Er ist noch heute bekannt als ein bedeutender Botaniker und Zoologe. Während seines Lebens hat er auch viel für die Quäkergemeinschaft getan - ich erinnere daran:
Perücke statt Hut: Fothergill, der Botaniker (Source: Wikimedia)
John Fothergill wurde als zweiter
Sohn 1712 in Carr-End (Yorkshire, England) geboren, seine Eltern waren die
Quäker und Farmer John (1676-1745) und Margaret (geb. Hough, 1677-1719)
Fothergill. John Fothergill besuchte die Schulen in Frodsham und Sedbergh in
Yorkshire, wo er Latein und Griechisch lernte. Ab 1728 machte er eine sechsjährige
Lehre zum Apotheker bei Benjamin Bartlett in Bradford. 1736 zog er nach London
und hospitierte am dortigen St. Thomas-Hospital. Zu dieser Zeit hatte er
bereits in Edinburgh und Leiden sein medizinisches Studium abgeschlossen und
promoviert. 1740 praktizierte er als Arzt in London, nachdem er zuvor Holland, Frankreich
und Deutschland bereist hatte. Ärmere Patienten wurden von ihm kostenlos ebenso
gut behandelt wie wohlhabende, vor allem während einer Scharlachepidemie 1746
bis 1748 und einer Grippeepidemie 1775/76, als täglich bis zu 60 Erkrankte von
Fothergill behandelt wurden. Er erwarb sich einen derart glänzenden Ruf, dass
sogar Patienten aus Nordamerika in seine Praxis kamen.
John Fothergill ist vor allem als Wohltäter Londons bekannt. So ermöglichte er es beispielsweise Anthony Purver
(1702-1777), 1764 die Bibel neu zu übersetzen und in den Druck zu geben,
bekannt als „Quaker Bible“. Die Ackworth Schule wurde von Fothergill 1779
mitbegründet und durch den Ankauf eines leerstehenden Hospitalgebäudes gefördert.
Für die Quäker diente er als Schreiber (Vorsitzender) des London Yearly
Meeting. Seiner Einstellung als Quäker ist auch die Weigerung geschuldet, für
ein Portrait zu sitzen, was er als Eitelkeit empfand. Fothergill hatte auch an
der Botanik großes Interesse und korrespondierte darüber mit zahlreichen
Gelehrten. Über die Jahre trug er berühmte Sammlungen von Insekten, Muscheln
und Korallen zusammen. In Upton nahe Stratford in Essex laborierte er in einem
botanischen Anwesen mit Pflanzen aus der ganzen damals bekanten Welt, das er
sich als einer der reichsten Ärzte seiner Zeit leisten konnte. Auch politisch
trat er in Aktion, vor allem, als er mit Benjamin Franklin (1706-1790) und
David Barclay (1726-1772) einen Krieg zwischen England und den amerikanischen Kolonien
zu verhindern suchte.
Fothergill erfreute sich einer
robusten Natur, die er seiner Lebensführung zuschrieb. Darüber verfasste er
„Rules for the preservation of health” (1762), worin sich zahlreiche Ratschläge
wiederfinden, die später in der Lebensreform eine große Rolle spielen sollten. Die
Autorenschaft ist allerdings nicht vollständig geklärt. Unmittelbar darauf,
1763, wurde er zum Fellow der Royal Society ernannt, nachdem er schon 1754
Fellow des Royal College of Physicians zu Edinburgh geworden war. Ebenso war er
ein frühes Mitglied der American Philosophical Society in Philadelphia. In den
Sommermonaten kurte Fothergill regelmäßig in Cheshire. Zu seinen heute
umstrittenen Ratschlägen gehört das Kaffeetrinken, das auch durch ihn
popularisiert wurde. 1780 verstarb Fothergill, der über dreißig Jahre mit
seinem Hausmädchen „sister Ann“ zusammenlebte, mit 69 Jahren in der Londoner
Harper Street an Prostatakrebs. Er wurde auf dem Friedhof zu Winchmore Hill
feierlich bestattet, fast einhundert Kutschen nahmen an diesem öffentlichen
Begräbnis teil. Einen Großteil seines Vermögens vermachte er der Ackworth
School, seine Bibliothek und Gemäldesammlung wurden 1781 in Covent Garden
veräußert. Ihm zu Ehren wurde ein wildwachsender Strauch Nordamerikas, die
Zaubernuss, Fothergilla benannt.
(Erstveröffentlichung BBKL, Bd. 31, 2010, Sp. 456-464)
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