Nachricht von einem Traum des Quäkers Samuel Fothergill (1715-1772)/
The Apocalyptic Dream of Samuel Fothergill in 1760
(Journal of the Friends Historical Society, Band 59, Heft 3, 2002, S. 211-214)
1760, als der Bericht über einen
Traum gegeben wurde, war Samuel Fothergill 45 Jahre alt. Er hatte eine
wildbewegte Jugendzeit verlebt, die alles andere als fromm verlief. In seiner
eigenen Lebensbeschreibung spricht er davon, einst Bier gesoffen zu haben wie
die Ochsen Wasser. Wie mag er sich wohl gefühlt haben, als sich sein Vater John
Fothergill, ein verdienter Quäker, folgendermaßen von ihm verabschiedete: „Und nun, Sohn Samuel, lebe wohl! Ich kann
nicht sagen, dass ich den Wunsch habe, dich jemals wiederzusehen, es sei denn,
als veränderten Menschen“?
Solche Methoden haben mit christlicher Liebe wenig zu tun, viel jedoch mit den engen Verhältnissen des englischen Quäkertums in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die erhoffte Veränderung trat dann zwar ein, aber nicht durch die Ermahnungen Samuels Glaubensgenossen, sondern durch ein bemerkenswertes Bekehrungserlebnis im Stil des Pietismus und durch das liebevolle Bemühen von Susannah Croudson (1698-1773), seiner späteren Ehefrau. Seit 1736 predigte Samuel Fothergill dann in den Andachten. Was er dort sprach, hinterließ bei seinen Zuhörern einen tiefen Eindruck, denn er predigte aus Erfahrung. Fothergill hatte die Tiefen des Lebens ausgemessen und ihm waren problematische Lebenssituationen nicht fremdgeblieben. Seine Ratschläge holte er sich nicht lediglich aus Büchern, sondern er konnte seinen Nächsten verstehen, da er sich selbst in ihm wiedererkennen konnte.
Solche Methoden haben mit christlicher Liebe wenig zu tun, viel jedoch mit den engen Verhältnissen des englischen Quäkertums in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die erhoffte Veränderung trat dann zwar ein, aber nicht durch die Ermahnungen Samuels Glaubensgenossen, sondern durch ein bemerkenswertes Bekehrungserlebnis im Stil des Pietismus und durch das liebevolle Bemühen von Susannah Croudson (1698-1773), seiner späteren Ehefrau. Seit 1736 predigte Samuel Fothergill dann in den Andachten. Was er dort sprach, hinterließ bei seinen Zuhörern einen tiefen Eindruck, denn er predigte aus Erfahrung. Fothergill hatte die Tiefen des Lebens ausgemessen und ihm waren problematische Lebenssituationen nicht fremdgeblieben. Seine Ratschläge holte er sich nicht lediglich aus Büchern, sondern er konnte seinen Nächsten verstehen, da er sich selbst in ihm wiedererkennen konnte.
Fothergill war einer der Freunde,
die gelegentlich etwas „sahen“, eine seltene Gabe, die auch in seinem Bericht
(s.u.) zum Ausdruck kommt. Dieser Bericht von einer endzeitlichen Vision soll
September 1760 in Wotton under Edge aufgezeichnet worden sein, einer Kleinstadt
in Gloucestershire. Hier kamen Quäker und Besucher zu einer
„Zirkular“-Versammlung zusammen, auf der, anders als zum London Yearly Meeting,
nicht nur Delegierte anreisten, sondern alle interessierten Quäker und die „Attenders“,
also die regelmäßigen Besucher. Auch kamen Mitglieder anderer
Glaubensgemeinschaften zu diesen Treffen, und es war üblich, die Predigten
mitzuschreiben und sie weiter zu verteilen.
So sind von dem Traum Fothergills
vom September 1760 mehrere handschriftliche Versionen überliefert. Das war
nichts Ungewöhnliches, da häufig Predigten oder Ausschnitte davon zu Hause
nachgeschrieben wurden. Teilweise dienten sie der eigenen Erinnerung, teilweise
wurden sie an Freunde verschickt. Einen ganz ähnlichen Traum hatte Fothergill
wenige Monate zuvor gehabt und berichtete dies seinem Cousin Gilbert Thomson am
29. Juni 1760. Auch in diesem Traum vom Frühjahr 1760 hört er eine Trompete,
sieht große Menschenmengen - darunter auch seinen Cousin - und die Ketten, mit denen
viele an die Erde gebunden sind. Es ist offensichtlich, dass Fothergill in
Wotton under Edge von einem Traum berichtete, welcher ihn seit Monaten
beschäftigte.
Inhaltlich belegt der Text die Bedeutung, die das Buch
der Apokalypse einmal für das Quäkertum hatte. Zentrale Elemente, wie die
schallende Posaune, die Erde und das Meer, die weiße Bekleidung, das Jüngste
Gericht und die Ketten sind daraus entnommen. Offensichtlich ist auch die
pädagogische Absicht des Visionsberichtes: Fothergill wollte diejenigen warnen,
die seiner Meinung nach den irdischen Dingen zu sehr verhaftet waren.
Wie das Exemplar,
das der Handschrift nach auf das frühe 19. Jahrhundert zu datieren ist, in das
Berliner Quäkerbüro (Planckstraße) gelangte, ist nicht bekannt. Da jedoch die
hiesige Version mit derjenigen von Stephen Grellet aus dem Swarthmore-Archiv
identisch ist, mag der Bericht durch Grellet während seiner Reisen nach
Deutschland 1814 oder 1832 mitgebracht oder nach Deutschland geschickt worden
sein.
Der Quäker Fothergill ist den
deutschen Freunden vielleicht nicht unbekannt. Ein Abschnitt aus einem seiner
Briefe ist in das Buch „Christliches Leben, Glauben und Denken“ von 1951
aufgenommen worden. Er zählt zu den einflussreichen Quäkern des 18.
Jahrhunderts, der die Phase des Quietismus durchbrach und dem evangelikalen
Quäkertum die Bahn ebnete.
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