Es gibt nicht viele Kenner des
deutschen Quäkertums, doch Achim (Hans-Joachim) von Borries aus Hamburg war
einer von ihnen. Sein Tod in diesem Jahr kam nicht unerwartet, machte aber doch
schlagartig bewusst, wie sehr er der Deutschen Jahresversammlung fehlen wird.
Ich habe von Borries um das Jahr
1998 kennen gelernt, am Beginn meiner Friedensthal-Forschungen. Wenige wissen,
dass das Interesse von Achim von Borries einen familiengeschichtlichen
Hintergrund hatte:
Der Gründer der deutschen Quäker-Siedlung, Ludwig Seebohm,
war mit einer Vorfahrin des Verstorbenen, Juliane von Borries (1771-1807), verheiratet.
Und 1830 erstellte ein Richter Georg von Borries (1857-1922) den Quäkern ein
freundliches Gutachten zur Befreiung von Eidleistungen Über dieses entwickelte
sich ein reger Austausch: von Borries interessierte sich für die die
journalistische Präsentation vor allem des Friedensengagements, mich vor allem
erst einmal das Auffinden von Quellenmaterial. Achim von Borries hat dann viel
auf Reisen zusammengetragen, lange nicht alles konnte oder wollte er
publizieren. An Quäkerthemen war es besonders Margarethe Lachmund, zu der wir
allerdings eine unterschiedliche Ansicht hatten, was aber unseren gegenseitigen Respekt in keinster Weise trübte.
Von Borries hatte das Glück,
seine Forschungen ohne einen Broterwerb nachkommen zu können, nachdem er von 1965
seine Redaktions-Tätigkeit der „Blätter für deutsche und internationale Politik“
aufgab. Viele Jahre arbeitete er dann als freier Publizist zu Themen, die in
der akademischen Welt, zumindest in Deutschland, eher unterbelichtet waren:
Friedensforschung, Utopiestudien, Bürgerengagement, und eben Quäkerforschung.
Mit den Quäkern war er erstmals bei seinen Studien zu dem britischen Pazifisten
Bertrand Russell in Berührung gekommen. Schon 1983 publizierte er einen kurzen
Lexikonartikel über die Quäker-Pädagogin Elisabeth Rotten. Am wichtigsten,
zumindest wohl für Quäker, ist sicherlich die Ausstellungsbroschüre „Stille
Helfer: 350 Jahre Quäker" (erschien 1996 zur Wanderausstellung Stille
Helfer - Quäker-Hilfe im Nachkriegsdeutschland). Für eine Quäkerpublikation war
dieser Band recht erfolgreich; und viele konnten glauben, von Borries sei
deutscher oder amerikanischer Quäker. Zu einer Mitgliedschaft konnte er sich
nicht entschließen; vielleicht haben wir alle seine verdienstvollen Arbeiten zu
wenig gewürdigt und geschätzt?
(PS: da ich gelegentlich gefragt werde: der Berliner Filmregisseur Achim von Borries ist ein bloßer
Namensvetter und hat mit der obigen Person nichts gemein, außer eben den Namen)
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