Diesem Beitrag möchte ich etwas vorwegschicken: ich bin nicht mit Maurice de Coulon näher befreundet als im Rahmen der üblichen Quäker-Mitgliedschaft, ich bin nicht von ihm angerufen oder angemailt worden, um über seine Ausstellung zu schreiben, und ich hoffe, dass ich auch hier künstlerische Leistung unabhängig von persönlichen Erlebnissen, positiver wie negativer Art, möglichst sachlich beurteile. Sine ira et studio also.
Ich muss und will gleich damit beginnen: die kleine
Coulon-Ausstellung ist das Allerbeste, was jemals im Quäkerbüro Berlin gezeigt wurde,
und wird wohl für viele Jahre auch das Beste bleiben. Es ist nur sehr
bedauerlich, dass diese geniale Werkschau schon wieder abgebaut wurde – ich
habe es versäumt, rechtzeitig darüber zu
berichten. Insofern bleibt mir nichts anderes übrig, als eine kleine Rückschau zu
bieten. Dem Himmel sei Dank, dass ich die Ausnahmen schon Ende letzten Jahres
gemacht hatte, denn Kunst lässt sich schlecht beschreiben: Kunstwerke muss man
einfach sehen.
Abb.1: Blick in die Galerie im Eingangsbereich
Glücklicherweise hat der Künstler eine eigene Homepage, so
dass ich die biographischen Stationen nicht weiter anführen muss: http://www.de-coulon.de/
Coulon kam 1967 zum Quäkertum, und ein Jahr darauf setzt
sein künstlerisches Schaffen ein – in einer soziopolitisch bewegten Zeit,
zumindest in Westdeutschland. Im Laufe der Zeit hatte er Ausstellungen in
Galerien und Museen in Darmstadt, Düsseldorf, Essen, Frankfurt (am Main), Genf,
Hamburg, Hannover, Köln, Mönchengladbach, Wiesbaden und Zürich.
Einige der
ersten Museen Deutschlands besitzen – zurecht – „einen Coulon“, so etwa die
Kunstsammlungen der Veste Coburg, das Düsseldorfer Hertjens-Museum oder das
Landesmuseum Baden-Württemberg in Stuttgart. Damit ist er der mit Abstand erfolgreichste
Quäker-Künstler in Kontinentaleuropa (außerhalb Englands und Irlands).
Es geht um keramische Objekte, die Coulon treffend als
„Findlinge meiner Erlebenswelt“ bezeichnete. Es sind Faltenwürfe und Wölbungen,
die sehr gut zu dem Modellierhaften von Keramik passen. Coulon selbst spricht von
der „erotisch anmutenden Sinnlichkeit“ seiner Arbeiten, die zum Berühren
einladen (sollen), und gleichzeitig haftet den Arbeiten etwas Poetisches an.
Was ist nun eigentlich dargestellt? Die Werke sind nicht
betitelt. Eindeutig sind wohl Körperöffnungen das mutige Thema, dem sich der
Künstler stellt. Zumindest Objekt 4 und 5 sind klar als Vagina und als Anus zu
erkennen. So etwas ist in der zeitgenössischen Kunst nichts Ungewöhnliches und
auch in Quäkerkreisen – ich appelliere hier an die oftzitierte Quäkertoleranz –
erlaubt, da die Quäker nicht das körperfeindliche Bild anderer christlichen
Kirchen oder Glaubensgemeinschaften tradieren. Lust und Freude an der Sexualität
und am menschlichen Körper – das ist, was hier gefeiert wird. Es ist auch die
Schönheit des nackten menschlichen Körpers, der hier in Harmonie, ausgewogenen
Proportionen und dezenten Farben präsentiert wird. Coulons Werke reihen sich dabei
ein in eine lange Reihe von Künstlern der dezenten Erotik, angefangen von
Meistern der Renaissance bis hin zu modernen Vertretern, ich denke an Uta
Seidel, Manfred Holz oder Coco de Mer.
Ich könnte noch lange lobende Worte finden, möchte aber
lieber noch einige Werke zeigen, die mir besonders gefallen haben:
1 Kommentar:
Schön, das Maurice eine Ausstellung in Berlin machen konnte. Ich habe meine drei Kindern für jeder eine Keramik von Maurice gewählt, und geschenkt (vor ein paar Jahren). Danke Claus für diese Nachricht.
Michel (aus Genf)
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