Mein Dank geht nachträglich an den „Internationalen
Lyceum-Club Berlin e.V.“, der mich im Februar 2013 gebeten hatte, in Berlin einen
kleinen Vortrag über die Quäker zu halten. Ich bin dem gerne nachgekommen,
zumal ein Mitglied der deutschen Quäker einst ebenfalls Mitglied im Dresdner
Lyceum-Verein gewesen war: Lili Pollatz (1883-1946). Diese bemerkenswerte
Frau, die Arbeitsausschüsse häufig nach Berlin brachte, kam über ihre
Freundschaft mit Martha Beerholdt in den Verein.
Ich konnte auch kurz darauf
eingehen, dass wir mit Lili Pollatz eine Vorkämpferin, ja eine Kämpferin für
die Emanzipation vor uns haben. Pollatz war nicht allein Mitglied im
Lyceumsverein, sondern sie gründete auch selbst einen Verein: 1905 entschloss sich
Pollatz zur Mitgründung des „Vereins immatrikulierter
Studentinnen“, der sich dem Dachverband „Verband der studierenden Frauen
Deutschlands“ (später: „Verband der Studentinnenvereine Deutschlands“) anschloss.
Dessen Zweck war es, „die an der Universität Leipzig studierenden Frauen zu
verbinden, zur Erreichung folgender Ziele: a. Förderung der Interessen
studierender Frauen, Pflegen des Solidaritätsgefühl und der kollegialen
Geselligkeit, b. geistige Anregung“. Aber auch eine finanzielle Unterstützung
durch Dahlen oder eine Hilfskasse waren vorgesehen. Die mehrseitige Satzung ist
von Pollatz, die damals noch Engelsmann hieß, unterschrieben und größtenteils
auch von ihr erarbeitet worden.
Zurück zu den Berliner Quäkern. Mein Vortrag richtete sich
eng aus an einen älteren Aufsatz: „300 Jahre angloamerikanische Beziehungen
in Berlin: Die Quäkerpräsenz vom 17. Jahrhundert bis heute, in: Jahrbuch für
Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte, 67, 2009, Seite 113-132. Neu waren
einige Aufnahmen aus dem Leben der Berliner Quäker. Ich bin aber sehr schnell
vom Vorlesen zur freien Rede übergegangen, zumal mir der lebendige Dialog mit dem
Publikum doch der geeignete Weg erschien, auf Fragen und Wünsche eingehen zu
können. Grundfragen kann man heute schnell im Internet nachlesen, aber konkret
über spezielle Quäkerthemen zu diskutieren oder die ein oder andere „Geschichte
aus dem Nähkästchen“ zu hören, ist ja schon etwas Selteneres. Wenn man
jahrelang über Quäker forscht, kann man sich an viele sehr schöne Erlebnisse
und Begegnungen erinnern, freilich auch an einige (sehr wenige!) „schwarze Schafe“.
Rundum, es war ein für mich gelungener Nachmittag und die lebendige Diskussion zeigte mir doch von echtem Interesse an unserer kleinen Glaubensgemeinschaft.
Ob einige der Anwesenden ihr Versprechen auch eingelöst haben, einmal
eine Quäkerandacht in Berlin zu besuchen, kann ich freilich nicht überprüfen.
Zu wünschen wäre es, denn von etwa 80 Anwesenden hatte bislang nur eine Person
in ihrem Leben eine (schweigende) Andacht in England besucht.
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