Dissertationen zu Quäkern und Quäkertum an deutschen Hochschulen sind nicht ganz so selten, wie man zunächst glauben mag; ich kenne circa 20 Arbeiten, die seit circa 1880 in Deutschland entstanden sind. Die neueste Arbeit verfasste Manfred Henke, unter dem Titel „Wir haben nicht einen Bettler unter uns: Studien zur Sozialgeschichte der frühen Quäkerbewegung“.
Es handelt sich um eine anspruchsvolle soziale Analyse der ersten frühen Quäker des 17. Jahrhunderts, mit einem regionalen Schwerpunkt auf Cumberland und Westmorland (wo die Quäker traditionell sehr stark vertreten waren). Gleichzeitig wird Armut und Reichtum dieser ersten Quäkergeneration untersucht. Grundlage der Sozialanalyse ist ein breites statistisches Quellenmaterial (Herdsteuern), das von Henke in Karten anschaulich übertragen wurde.
Die Dissertation wurde unter Professor Volker Seresse und Professor Hartmut Lehmann, einem ausgewiesenen Pietismus- und Freikirchen-Experten, eingereicht. Der große Vorteil dieser Arbeit ist, dass sie bereits im Netz frei zugänglich ist:
Gleichzeitig hat mich der Verfasser darauf hingewiesen, dass „Wir haben nicht einen Bettler unter uns“ im etablierten be.bra-Verlag demnächst auch im Druck erscheinen wird:
Dr. Manfred Henke
„Wir haben nicht einen Bettler unter uns“
Studien zur Sozialgeschichte der frühen Quäkerbewegung
ca. 320 Seiten, 15 Abb., Paperback
ISBN 978-3-95410-027-9
erscheint April 2014
26,00 €
Was mich besonders gefreut hat, ist, dass Henke ebenfalls wie ich das Woodbrooke-College in Birmingham besucht hat. Henke ist jedoch nicht Quäker geworden, sondern hat seine religiöse Heimat bei der Neuapostolischen Kirche gefunden. Mit diesem Hintergrund ist seine Studie zum Quäkertum doch ein Novum an einer deutschen Universität und belegt, wie konfessionsübergreifend inzwischen gearbeitet werden kann.
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