20140330

Niederdeutsches Bibelzentrum St. Jürgen in Barth: Ausstellung zu Eberhard Tacke eröffnet

In den letzten Monaten habe ich intensiv mit der Kunst von Eberhard Tacke beschäftigt. Zu Tacke bereitete das Bibelmuseum in der Stadt Barth eine Ausstellung vor, die am 29. März 2014 von dem Direktor Johannes Pilgrim, der Mitarbeiterin Irene Schuhmacher-Reidel und mir feierlich eröffnet wurde und seitdem der Öffentlichkeit zugänglich ist.
"Ad altiora tendo": der Wahlspruch des Künstlers, in dem auch leise das ethische Streben des Quäkertums anklingt.



                Impressionen von der Eröffnungsfeier, © Niederdeutsches Bibelzentrum St. Jürgen, Barth 

Diese Zeilen schreibe ich auf der Rückreise von Barth nach Berlin. Selten habe ich so schöne Begegnungen und Anregungen von einer Veranstaltung mitgenommen wie am heutigen Tag. Die anregenden Gespräche über Tacke, über das Quäkertum, über Frieden, Ethik, unsere Gesellschaft und vieles andere wollten gar kein Ende mehr nehmen ... und werden, so Gott will, an anderem Ort in anderem Rahmen eine Fortsetzung finden.



Zurück zu Eberhard Tacke. Hier zunächst eine Mini-Biographie zum kennenlernen:

Eberhard Tacke wurde am 1903 in der Kurmark geboren und katholisch getauft. Sein Großvater war Kunsthandwerker, sein Vater Richard Tacke (geb. 1877) Direktor der Reimann-Kunstschule in Berlin-Schöneberg, seine Mutter Amalia war 1874 geboren worden. Eberhard Tacke erlernte bis 1924 bei seinem Vater und den Malern Otto Herbig sowie Hermann Sandkuhl Malen und Zeichnen. Seit 1924 war er in Berlin-Friedenau als freier Kunstmaler tätig.

Zwischen 1933 und 1945 entstanden Heroenbilder und Portraits von Parteigrößen der NSDAP. 1936 war er Teilnehmer des Künstler-Kameradschaftslagers Hohenlychen, 1938 hatte er ein Stipendium im Gemeinschaftswerk „Kunst und Künstler“, ebenso wurde er Mitglied der Deutschen Kunst-Gesellschaft zu Karlsruhe. Erste Aufträge stammten von dem Sozialreformer und Flugpionier Gustav Lilienthal (1849-1933), von Professor Eduard Spranger (1882-1963), von Georg Wilhelm Alexander Hans Graf von Arco (1869-1940) und von Ernst Sagebiel (1892-1970). 

1940 ließ sich Tacke bei der Schutzpolizei Berlin ausbilden und diente seit 1941 als Freiwilliger in der Wehrmacht. 1943 darf man als das Schicksalsjahr Tackes bezeichnen: 1943 trat er der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker) bei, seit dem 17. März 1943 war Eberhard Tacke mit der Kindergärtnerin Katharina (genannt „Käthe“) Tacke verheiratet (zwei Kinder), und Ende 1943 wurden bei einem Bombenangriff Wohnung und Atelier vernichtet. Die schlimmen Erlebnisse des Krieges ließen einen gebrochenen und traumatisierten Menschen zurück. Nach seiner Umerziehung und Entlassung aus einem Kriegsgefangenenlager ließ sich Tacke mit seiner Familie im sowjetischen Sektor Berlins nieder. Tacke wurde in der DDR einer der wenigen freiberuflichen Kirchenkünstler: Er schuf zahlreichen Marienbildnisse, eine Kreuzwegserie, einen Rilkezyklus, das Gemälde „Gleichnis vom reichen Jüngling“ (ehemals Kirche Bernau), den Auferstehungsaltar in der Berliner Sophienkirche (beides nicht mehr vorhanden) und eine Innenausstattung der Kirche von Falkenberg/Elster. Er wurde Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR, in der Pirckheimer- wie in der Goethe-Gesellschaft und im Kulturbund der DDR. Den Lebensunterhalt sicherte ein umfangreicher Kunstpostkartenverkauf vor Kirchen und in Antiquariaten der DDR. 1964 und 1980 fanden in der evangelischen Bartholomäusgemeinde zwei Tacke-Ausstellungen statt. 

Eberhard Tacke verstarb 1989, wurde im Krematorium Baumschulenweg eingeäschert, wo die Urne anonym bestattet worden ist.

Das Selbstbildnis des Künstlers - (mit dem Hund "Daisy", den uns viel Freude bereitete).

Eberhard Tacke ist ein Künstler, der heute nur noch durch seine Werke zu uns spricht. Autobiographische Zeugnisse haben wir fast kaum auffinden können. Umso erfreulicher ist es, dass im Bibelzentrum eine beträchtliche Sammlung von Grafiken, Exlibris, Kunstpostkarten, Zeichnungen und Ölgemälden zusammengekommen ist, die einen exzellenten Überblick über das Schaffen von Tacke geben. Am besten ist es freilich, sich die Zeit zu nehmen, die Ausstellung vor Ort anzusehen - die hier präsentierten Fotos können dazu eine lediglich eine Einladung und Anregung geben. Die Ausstellung endet bereits am 8. April diesen Jahres.

Eine Auswahl derjenigen Persönlichkeiten, die Tacke inspirierte und von der er Kunstpostkarten in der DDR anfertigte und vertrieb.



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