Vielleicht gab es weltweit noch
nie eine Quäkergemeinde mit so vielen Künstlern wie in der ehemaligen
Ostberliner Andachtsgruppe zwischen 1970 und 1990. Unter den ca. zehn
Mitgliedern waren Hobbykeramiker, Hobbydichter, Hobbymaler – fast jeder war
irgendwie künstlerisch unterwegs. Beruflich waren die meisten allerdings in bürgerlichen Tätigkeiten situiert, allein Charlotte Pauly (1886-1981) in Köpenick konnte oder
musste zeitweise mit ihrer Kunst ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Einer von ihnen ist Klaus
Dittrich. Da es zahlreiche Personen mit diesem Namen gibt (darunter Professoren
und Senatoren) sei es gestattet, seine Vita hier kurz zu umreißen:
Er wurde 1941 in der „Lutherstadt“ Wittenberg geboren, zog mit der Familie dann aber 1953 nach Bad Liebenwerda, dem Geburtsort des Malers Erwin Wendt (1900-1951). In Elsterwerda machte er 1959 sein Abitur und ging von 1959 bis 1961 zur Nationalen Volksarmee der DDR. Ob er zu diesem Zeitpunkt bereits Quäker war oder später der „Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker) in der Deutschen Demokratischen Republik“ beitrat, entzieht sich meiner Kenntnis. Anschließend studierte er an der TU Dresden Physik, war dann Entwicklungsingenieur im Direktorat für Forschung und Entwicklung des Stahl- und Walzwerkes Riesa und dann bis 1990 Mitarbeiter an der DEFA-Zentralstelle für Filmtechnik. Nach der Friedlichen Revolution arbeitete er noch fünf Jahre bei der Firma ASTeX GmbH als Prüfungsingenieur.
Viele Leser der Zeitschrift
„Quäker“, des Zweimonatblatts der deutschen und österreichischen Quäker, kennen
Dittrich durch seine zahlreichen Schwarz-Weiß-Zeichnungen schon recht gut.
Jetzt besteht im Berliner Quäkerbüro die Möglichkeit, eine kleine Auswahl
seiner Arbeiten im Original zu sehen. Zur Kunst kam er durch seinen
Zeichenlehrer Michael Müller und setzte diese Beschäftigung 1965/66 fort, als
er begann, sich mit Druckgrafik und Keramik zu beschäftigen. Bald wurde mehr
daraus: 1967 gründete er im Klubhaus der Gewerkschaften des Stahl- und
Walzwerkes zwei Keramikzirkel. Weitere solche Keramikzirkel folgten nach seinem
Umzug in Berlin 1973, v.a. an der VHS Treptow-Köpenick (auch 2013 wieder
mehrfache Kurse!). Dittrich ist auch Mitglied der Kunstwerkstatt Treptow e.V.
Die gezeigten Impressionen
strahlen Ruhe und Frieden aus. Es sind eingefangene Stimmungen auf Urlaub oder
Reisen, meist in Ländern am Mittelmeer. Man könnte neidisch werden, wenn man
tagein tagaus in Berlin arbeiten muss und diese schönen Orte vorgesetzt
bekommt! Die Werke entstanden in den zurückliegenden Jahren, nachdem sich Dittrich
mehr auf Zeichnungen, Malerei und Fotografie konzentrierte.
Wer sich weiter für das Schaffen
Dittrichs interessiert, dem sei die Nummer 6 2012 der Zeitschrift „Neue Keramik“
empfohlen.
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