Jetzt bald, am 1. Mai 2013, wird nach langen Vorarbeiten ein Buch über das Münchner Quäker-Ehepaar Cohen erscheinen. Zwischen
November 1938 bis Dezember 1941 suchten mehr als 300 Mitbürger jüdischer
Herkunft Hilfe bei Rudolf und Annemarie Cohen. Das Ehepaar galt als die Münchner
Anlaufstelle der Quäker. So gelang es den Cohens, rund 200 Menschen zu retten,
indem sie Kontakte vermittelten, bei der Ausreise halfen und finanzielle
Unterstützung organisierten. Die von dem Bibliotheksdirektor a.D. und
emeritierten Professor für Bibliothekswissenschaft Peter Zahn (geb. 1936)
Studie hat anhand von Besuchsprotokollen 326 Einzelschicksale aufgearbeitet,
hinter denen mehr als 1.000 Angehörige stehen. Diese Biographien sind eine wahre
Fundgrube für weitere Studien und umfassendere Fragestellungen zum Handeln der
Quäker im bzw. gegen das Dritte Reich.
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Oldenbourg Wissenschaftsverlag (1. Mai 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3486717324
ISBN-13: 978-3486717327
Ebenso interessant ist das Schicksal eines anderen Rudolf Cohen (Sohn?) nach 1945. Nämlich 1953 wurde diesem (in Bayern) tatsächlich
untersagt, Lehrer zu werden. Die Begründung lag keineswegs an einem nicht
vorhandenen Vorstrafenregister, sondern an der schlichten Tatsache, dass Cohen
Mitglied bei den Quäkern war. Bis heute hat sich an diesen
Berufsdiskriminierungen nicht viel geändert: Quäker dürfen nicht bei der Caritas
oder der Diakonie arbeiten (dazu könnte ich Haarsträubendes aus eigener Erfahrung schreiben), dürfen aber mit ihren Steuergeldern diese Einrichtungen
gerne mitfinanzieren. Insofern sehe ich Cohen als Pionier der Antidiskriminierung –
er sollte in der DJV und darüber hinaus nicht vergessen sein.
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